Kreditkarten sind heute bei weitem keine Seltenheit mehr. Im Jahr 2020 waren hierzulande laut Statistiken insgesamt über 40 Millionen Karten ausgegeben. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Modelle zum Teil deutlich voneinander. Wer also auf der Suche nach einer passenden Kreditkarte ist, sollte sich vorher genau fragen, was er möchte und wirklich benötigt. In diesem Ratgeber wird deshalb genau aufgezeigt, welche Kriterien bei der Auswahl wichtig sind.
Welche Art von Kreditkarte benötige ich?
Bevor Interessenten die verschiedenen Angebote einem genauen Check unterziehen, sollte zunächst die Frage nach der gewünschten Kartenart gestellt werden. Hierbei sind vor allem folgende Varianten zu unterscheiden:
1. Klassische Kreditkarte (Revolving-Kreditkarte)
Die Kreditkarte im klassischen Sinne ermöglicht es den Nutzern, bargeldlose Umsätze zu tätigen sowie Bargeld auf Kredit abzuheben. Der Saldo muss dabei nicht zum Monatsende komplett getilgt werden, sondern es wird lediglich ein gewisser Mindestbetrag fällig. Der Rest lässt sich wie ein Dispokredit nach eigenem Ermessen abtragen.
Vorteile
- Finanzielle Flexibilität bei Liquiditätsengpässen
- Keine vorherige Einzahlung nötig
Nachteile
- Zinsen verursachen recht hohe Kosten
- Gefahr, die eigene finanzielle Situation aus den Augen zu verlieren
2. Charge-Kreditkarte
Eine Charge-Karte funktioniert ähnlich wie die klassische Kreditkarte, jedoch wird hier der Kreditrahmen nur jeweils bis zum Monatsende gewährt. Karteninhaber erhalten am Monatsende eine Abrechnung und müssen diese komplett ausgleichen.
Vorteile
- Keine oder nur geringfügige Zinskosten für den Saldo
- Finanzielle Flexibilität im Monatsverlauf
- Regelmäßiger Überblick über die eigenen Finanzen
Nachteile
- Zahlungspflicht auch bei finanziellen Engpässen
3. Prepaid Kreditkarte
Die Prepaid Kreditkarte unterschiedet sich deutlich von den anderen Kartenmodellen. Hier muss zunächst ein Guthaben eingezahlt werden, welches danach durch bargeldlose Zahlungen oder Barabhebungen aufgebraucht werden kann. Bis auf die Kreditfunktion bieten Prepaidkarten sehr viele Funktionen herkömmlicher Kreditkarten. Es kann jedoch auch Einschränkungen geben: So stellen sich Mietwagenfirmen oder auch Hotels mitunter quer, wenn zur Reservierung eine Prepaid-Kreditkarte vorgelegt wird.
Vorteile
- Sehr guter Kostenüberblick
- Keine Zinskosten
- Auch bei negativer SCHUFA möglich
Nachteile
- Keine finanzielle Flexibilität bei Engpässen
- Keine Krediteinräumung
- Einschränkungen bei Hotel- und Mietwagenreservierungen
Ein Blick auf die verschiedenen Kartenmodelle zeigt, dass eine Prepaid Kreditkarte sich vor allem für zwei Personengruppen eignet:
- Personen mit Bonitätsschwierigkeiten, die keine andere Kreditkarte bekommen
- Personen, die auf die Kreditaufnahme unbedingt verzichten und stets ohne eigenen Aufwand die volle Kostenkontrolle wollen
Charge-Karten sind in den meisten Fällen die interessantesten Kartenmodelle, weil sich so teure Zinszahlungen vermeiden lassen. Oft berechnen Kartenanbieter auch bei klassischen Kreditkarten erst Zinsen für den Saldo, der nach Ablauf von 30 Tagen weiterbesteht. Eine Sofortzahlung des Saldos bietet so in einigen Fällen die Möglichkeit, die Karte bis zum Monatsende kostenfrei zu nutzen. Wer die längerfristige Kreditfunktion der Karten dringend benötigt, wählt eher die klassische Variante. Angesichts der verhältnismäßig hohen Zinsen ist es dann jedoch oft sinnvoller, anderweitig eine Finanzierung in Anspruch zu nehmen.
Was möchte ich mit meiner Kreditkarte tun?
Die wichtigste Frage bei der Auswahl eines Kartenmodells besteht darin, wozu sie eingesetzt werden soll. Bargeldlose Zahlungen gehören oft zum Standard und im Urlaub sind auch Barabhebungen eine interessante Option. Doch auch bei diesen Standardleistungen kann es schon Fallstricke geben. So wurden Zahlungen an Online-Casinos in der Vergangenheit mit zusätzlichen Gebühren belegt oder sogar ganz geblockt. Wer jedoch ein entsprechendes Angebot mit Kreditkartenzahlung ausgesucht hat, benötigt dann auch eine funktionierende Kreditkarte.
Ein weiteres Beispiel stellen heute Kryptowährungen dar: In den AGB vieler Kreditkarten lassen sich die Anbieter die Möglichkeit offen, Zahlungen zum Kauf von Kryptowährungen zu blockieren. Wer seine Kreditkarte jedoch hauptsächlich dafür nutzen möchte, sollte ein Modell wählen, bei dem dies auch funktioniert.
Grundsätzlich gilt also: Vor der Kartenwahl sollten Interessenten festlegen, was die Kreditkarte unbedingt können sollte. Mögliche „Profile“ wären dabei:
1. Bestmöglicher finanzieller Helfer im Urlaub
Wer seine Kreditkarte vor allem für Reisen verwenden möchte, sollte vor allem auf folgende Leistungsmerkmale achten:
- Weltweit kostenfreie bargeldlose Zahlungen (kein Auslandsnutzungs- oder Fremdwährungsentgelt)
- Weltweit kostenfreie Barabhebungen in jeweiliger Landeswährung
Diese beiden Aspekte sind besonders wichtig und stellen im Auslandsurlaub wirklich eine große Hilfe dar. Wenn jederzeit Bargeld in der Landeswährung des Urlaubslandes vom Automaten gezogen werden kann, sparen Urlauber die hohen Wechselgebühren. Darüber hinaus muss nicht schon vorher viel Bargeld mitgenommen werden, was die Gefahr eines Diebstahls viel schlimmer macht.
Bei einer strengen Fokussierung auf Reisen können für die Kartenwahl auch etwaige Sonderleistungen interessant sein:
- Reiseversicherungen als Inklusivleistung (immer den Leistungsumfang checken)
- Rabatte für Reisebuchungen
- Bonusmeilen für Vielflieger
Hinweis:
Entsprechende Sonderleistungen erhalten Interessenten im Normalfall vor allem bei Kartenmodellen mit einer Jahresgebühr. Hier ist es sinnvoll, auszurechnen, ob die zusätzlichen Vorteile sich am Ende rechnen.
2. Möglichst kostengünstige Zahlungsoption
Sollte die eigene Kreditkarte einfach nur dazu dienen, bargeldlos in Geschäften und im Internet zu zahlen, geht es letztlich vor allem um die Kosten. Die Standardleistungen der bargeldlosen Zahlung sowie der Barabhebung bietet jede Kreditkarte. Interessenten sollten in diesem Fall vor allem auf die folgenden Aspekte achten:
- Keine fixe Jahresgebühr
- Niedrige Zinsen für die Überziehung
- Langes zinsfreies Zahlungsziel
- Kostenfreie Auslandsnutzung
- Kostenfreue Barabhebungen
Glücklicherweise existieren heute sehr viele Kartenmodelle, die keine fixe Jahresgebühr mehr mit sich bringen. Diese werden allgemein als kostenfreie Kreditkarten bezeichnet. Doch für die Überziehung fallen natürlich auch hier Zinsen an, sofern nicht die monatliche Komplettrückzahlung gewählt wird (Charge-Karte). Einige Kartenanbieter stellen zudem ein zinsfreies Zahlungsziel von fast 2 Monaten zur Verfügung, so dass erst im übernächsten Monat Zinsen auf den Saldo anfallen, der im aktuellen Monat entstanden ist.
Kostenfreie Kreditkarten lohnen sich für alle Personen, die ihre Kreditkarte nicht häufig einsetzen und nur eine zusätzliche Zahlungsoption benötigen. Für Studenten werden ähnliche Modelle zur Verfügung gestellt, wobei diese oft mit einer eher geringen Kreditlinie ausgestattet sind.
3. Rabatthelfer in bestimmten Bereichen
Auf dem Markt gibt es heute viele Kreditkarten, die als Zusatzleistungen Rabatte oder andere Vergünstigungen mit sich bringen. Gängige Modelle sind dabei:
- Standard-CashBack für Umsätze mit der Kreditkarte von 1% (Beispiel), jedoch 2% bei einem bestimmten Unternehmen
- Prämien-Programme (mit bargeldlosen Umsätzen werden Punkte gesammelt, die dann gegen Prämien eingetauscht werden)
- Prozentuale Rabatte in bestimmten Geschäften
Solche Kreditkarten lohnen sich immer dann, wenn der potenzielle Inhaber in den betreffenden Shops sowieso häufig einkauft. Ein kleines Beispiel dazu:
Absolute Fans von Unterhaltungselektronik können mit einem Rabatt von 3% ein einem Fachgeschäft deutlich mehr anfangen als Personen, die dort nur ein- oder zweimal pro Jahr einen kleinen Einkauf von 50 Euro machen. Gibt der Fan im Jahr hingegen 1.000 bis 2.000 Euro dort aus, kann ein Rabatt von 3% schon 30-60 Euro Einsparung bedeuten.
Diese verschiedenen „Nutzungsprofile“ zeigen sehr eindrücklich, dass die Wahl der eigenen Kreditkarte immer zielgerichtet erfolgen sollte. Die Leistungen müssen zu den eigenen Wünschen passen, da sich nur so das individuell beste Ergebnis herausholen lässt.
Wichtig:
Sollen Zahlungsdienste wie Google Pay oder Apple Pay genutzt werden, ist es sinnvoll, dass die eigene Kreditkarte diese unterstützt. So lässt sich die Karte mit dem Zahlungsdienst verbinden.
Die Kosten immer im Blick behalten
Wer sich für eine bestimmte Art von Kreditkarte entschieden hat und genau weiß, wie er diese einsetzen möchte, kann zu guter Letzt natürlich noch die Kosten optimieren. Bei der reinen Basis-Nutzung passiert dies von ganz allein, weil einfach die Kreditkarte mit den niedrigsten Kosten ausgewählt wird. Wer hingegen bestimmte Sonderleistungen nutzen möchte, sollte sich alle Kartenmodelle mit diesem oder einem ähnlichen Leistungsprofil anschauen und auf ihre Kosten hin checken – so lässt sich am Ende genau das Angebot finden, welches den eigenen Vorstellungen zu möglichst niedrigen Kosten am nächsten kommt.
Hinweis:
Viele Girokonten von Onlinebanken stellen kostenfrei oder zu sehr geringen Kosten eine Kreditkarte als Zusatzleistung zur Verfügung. Auch hier lohnt sich ein genauerer Blick auf die Kosten und Leistungen.
Mit der passenden Kreditkarte viele Vorteile nutzen
Kreditkarten sind trotz vieler digitaler Zahlungsmöglichkeiten auch heute noch sehr beliebt. Wer auf der Suche nach dem passenden Kartenmodell ist, sollte dabei jedoch genau hinschauen. Es gibt verschiedene Arten von Kreditkarten und darüber hinaus weisen die einzelnen Kartenmodelle oft auch noch große Unterschiede bei den Kosten und den Leistungen auf. Während die Basisfunktionen überall gleich ausfallen, tun sich bei Sonderleistungen und auch den Gebühren zum Teil große Unterschiede auf. Wer einmal für sich festgelegt, wozu die Karte hauptsächlich genutzt werden soll, findet letztlich das Kartenmodell, welches die eigenen Vorstellungen zu möglichst geringen Kosten erfüllen kann.